19 Июн LEHM ODER KALK AN DIE WAND? ODER BEIDES?
Lehm oder Kalk an die Wand? Oder beides?
Wann man welchen Naturbaustoff verwenden sollte
Lehm und Kalk – zwei traditionelle Naturbaustoffe, die in der Wandgestaltung ganz hoch im Kurs stehen. Für welches der Materialien man sich entscheidet, ist zum einen natürlich eine Frage der persönlichen Vorliebe. Doch für beide gibt es auch sachliche Argumente. Auf den Einsatzzweck kommt es an. HAGA-Fachberater Peter Röhrle empfiehlt, vor der Materialwahl genau hinzuschauen – insbesondere auf die individuellen Gegebenheiten.
„Grundsätzlich tun beide dem Raumklima gut, beide sind geruchsneutralisierend und antistatisch, ziehen also keinen Schmutz an“, erklärt der Experte. „Dennoch sollte man sich vor der Entscheidung fragen, was man mit seiner Wandbeschichtung in erster Linie erreichen will“.
Wer großen Wert auf Schimmelprävention legt, ist mit Naturkalkfarbe- oder putz besser beraten. Hier ist das über Jahrmillionen durch Ablagerung von Kleinstlebewesen wie Mikroorganismen, Muscheln, Ammoniten, Schnecken oder Korallen entstandene Baumaterial unschlagbar. Kalk wirkt stark feuchteregulierend und ist mit seinem hohen pH-Wert von bis zu 13 ein echter Schimmelkiller. Zudem ist er auch fürs Badezimmer uneingeschränkt geeignet, weil ihm Spritzwasser nichts ausmacht. Mit Kalk gestaltete Wände sind aufgrund der Härte des Materials sehr stoßfest und auch an der Fassade anwendbar, wo zudem die Bildung von Algen weitgehend verhindert wird.
Der weichere Lehm ist ein Verwitterungsprodukt der Natur, bestehend aus Sanden, Schluff und Ton. V. a. dem Ton verdankt er seine überragende Fähigkeit zur Feuchteregulierung. Er lässt zwischen den Plättchen Platz für die Speicherung von Wasserdampf, der dann bei Bedarf wieder an die Raumluft abgegeben wird. So bleibt die Luftfeuchtigkeit im Raum im empfohlenen Bereich von 40-60 %. Auch im Badezimmer ist Lehm einsetzbar, allerdings nur außerhalb des Spritzwasserbereichs. Denn durch den naturgemäß hohen organischen Anteil und Zuschlagstoffe wie Stroh oder Schilf ist Lehm bei direktem Kontakt mit Feuchtigkeit anfällig für Schimmel. Daher sollte man bei der Verarbeitung bzw. während der Trocknungszeiten auf ausreichende Belüftung achten. Vorteil: Lehm lässt sich wegen des weitaus geringeren Energiebedarfs CO2-ärmer herstellen.
Wer die goldene Mitte bevorzugt, kann die von Haga neu entwickelten Lehm-Kalk-Systeme verwenden. Hier stehen streichfertige Lehm-Kalkfarbe bzw. Lehm-Kalkstreichputz und Lehm-Kalkgrundputz zur Verfügung. Sie vereinen die Stärken beider Naturbaustoffe, wie die Fähigkeit des Lehms, die Raumluftfeuchtigkeit zu regulieren und damit das Raumklima zu optimieren. Der Kalkzusatz gibt dem Anstrich mehr Festigkeit und macht ihn widerstandsfähiger. Er trägt dazu bei, dass sich an der Oberfläche kein Kondensat bildet und reduziert dadurch auch das Schimmelrisiko.
Gestalterisch lassen alle drei Varianten – durch den Zusatz von natürlichen Pigmenten auch farblich – keine Wünsche offen. Die Entscheidung, ob Kalk, Lehm oder eine Kombination von beidem, muss jeder für sich treffen, sollte aber gerade in Kombination mit Feuchtigkeit gut überlegt sein. Im Zweifelsfall kann man sich beim örtlichen Naturbaustoffhandel beraten lassen.