15 Mai Der Ton macht das Raumklima
Lehmfeinputz mit erhöhtem Tonanteil
Lehm wird seit Jahrtausenden zum Bau von Häusern verwendet: Schon Jericho, eine der ältesten Städte der Menschheit, wurde mit Lehm gebaut genauso wie mittelalterliche Fachwerkhäuser hierzulande. Im Licht der aktuellen Klima- und Umweltschutz-Debatte bekommen die Vorzüge dieses uralten Materials heute einen neuen Glanz: Denn Lehm erweist sich nicht nur bei Produktion und Entsorgung als völlig bedenkenlos für die Umwelt, der Baustoff sorgt auch in Wohnräumen für ein gutes Klima. Die positive Wirkung von Lehm bzw. Lehmputz entsteht dabei durch die Tonmaterialien.
„Die wenigen Millimeter zwischen Innenraum und Wandkonstruktion entscheiden maßgeblich, wie gesund die Raumluft in einer Wohnung ist“, sagt Thomas Bühler, Geschäftsführer des Schweizer Naturbaustoff-Herstellers Haga. Je höher beim Lehmputz der Anteil an Ton ist, desto besser. Denn Ton kann Feuchtigkeit aufnehmen, speichern und wieder abgeben – neun Mal so viel wie Gips. Dadurch weisen Innenräume mit Lehmfeinputz eine konstante Luftfeuchtigkeit auf, die zwischen 45 und 60 Prozent liegt. Das sorgt bei Menschen für ein Wohlfühlklima, verhindert Schimmelbildung und bekommt auch Holzmöbeln und Treppen aus Holz gut. Ein weiterer Vorteil des atmungsaktiven Materials: Es kann Schadstoffe und Gerüche aus der Raumluft aufnehmen und binden. Da Ton elektrostatisch neutral ist, wird in Wohnungen mit Lehmfeinputz weniger Staub aufgewirbelt. Auch im Hinblick auf Schall- und Brandschutz weist das rein mineralische Material gute Werte auf.
Doch Lehmfeinputz ist nicht gleich Lehmfeinputz. Je höher der Tonanteil, desto besser die Regulierung der Luftfeuchtigkeit und die Luftreinigung. Wohngesunder Lehmputz ist außerdem völlig frei von organischen Zuschlagstoffen oder anderen chemischen Bestandteilen. Wenige Hersteller wie der kleine Schweizer Naturbaustoff-Spezialist Haga deklarieren alle Inhaltsstoffe. „Mit Schweizer Lehmfeinputz holen sich Bauherren 100 Prozent Natur ins Haus“, sagt Thomas Bühler. Der Haga-Lehmfeinputz weist einen besonders hohen Anteil an Ton auf. Der Grund dafür ist die Herstellung aus reinem Kaolin (Ton). Er kann im Neubau, aber auch beim Renovieren verwendet werden und fungiert als Farbe und Putz in einem. Es erübrigt sich also, die Wände zu streichen. Angereichert mit natürlichen Pigmenten wie Glimmer, Erd- und Eisenoxide oder farbigen Sanden, steht mit Lehmfeinputz eine Palette von mehr als 200 Farbtönen zur Wahl. Gestalterisch lassen sich mit glatten oder rauen Oberflächenstrukturen zusätzlich Akzente setzen. Lehmfeinputz muss in zwei Arbeitsgängen in einer Gesamtschichtstärke von 2,5 bis drei Millimetern aufgetragen werden. Für eine Schicht von zwei Millimetern sind pro Quadratmeter 2,4 Kilogramm Lehmfeinputz (Trockenmasse) nötig. Mindestens zwölf Stunden vor dem Verputzen muss die Wand mit einer Mineralputzgrundierung vorgestrichen werden.
Der ökologische Fußabdruck von Lehmfeinputz kann sich ebenfalls sehen lassen: Für die Verarbeitung ist nur wenig Primärenergie nötig, das Material voll kompostierbar. Aufgrund der Reinheit des Schweizer Lehmfeinputzes und des stark erhöhten Tonanteils ist das eine interessante Alternative für die natürliche und wohngesunde Wandgestaltung.